Flößholzstrasse - Widdershausen aktuelles Projekt

Chronik Widdershausen
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Flößholzstrasse

Chronik 3 > Werra
Flößerei auf der Werra und die Holzfuhrwerke
von Widdershausen nach Breitenbach

Die Landesherrschaft in Kassel bediente sich seit Jahrhunderten der Flößerei auf der Werra, um ihr Bauholz aus den eigenen Forsten des Thüringer Waldes im Oberamt Schmalkalden auf dem billigen Wasserweg heranzuholen.
Das Lang- oder Rundholz und auch die Bretter – damals allgemein Dielen genannt – reisten zu Flößen gebunden von Wernshausen werraabwärts an Salzungen und Vacha vorbei bis an die Grenze des hessischen Landes nach Widdershausen.
In Widdershausen wurden sie am Dielen-Anger (in der Rappelsgasse in der Nähe der alten Brücke an der Brückengasse) an Land gezogen, dort gelagert und durch Bauernfuhrwerke, die sogenannten Anspänner aus Widdershausen, Iba (von Fuhrleuten aus Iba ist bekannt, dass sie „…Scheittefuhr ahn die Werra thun…“), Weiterode und Breitenbach gegen guten Lohn auf der Flößholzstraße über den Seulingswald in die Ulfenmühle nach Breitenbach an der Fulda gebracht.
Lage der Ulfenmühle zwischen Breitenbach und Weiterode auf einer Karte des
Kurfürstenthums Hessen : Niveau Karte, Kassel 1840-1861
Die Flößholzstraße war eine sehr wichtige Straße für den Holztransport zwischen dem Fuldatal und dem Werratal, die Pferdefuhrwerke starteten in Widdershausen und fuhren an der Hornungskuppe vorbei durch den Seulingswald über die Hönebacher Höhe bis zum „Fuldaknie“.
 
Hier lag die Ulfenmühle westlich von Weiterode an der Mündung der Ulfe in die Fulda. In der Ulfenmühle schnitt man den größten Teil der Baumstämme zu Brettern. Diese wurden entweder flußabwärts bis zur Landeshauptstadt Kassel transportiert oder auch in Breitenbach gestapelt. In Kassel wurde das Nutzholz für staatliche, städtische und sakrale Bauten benötigt.
Für die 80 Flußkilometer dauerte die Floßfahrt bis Kassel bei drei Kilometer Fließgeschwindigkeit des Wassers pro Stunde und mit Aufenthalt an den fünf Schleußen etwa 35 Stunden. Der etwa 50 km lange Heimweg von Kassel nach Breitenbach wurde auf "Zustreckspfaden", die durch Wald und Feld führten, an einem Tag zurückgelegt.
 In der Ulfenmühle wachte der Wegekommisarius Fuchs aus Breitenbach über die weitere Verarbeitung bzw. den Weitertransport. Hier wurden neue Flöße zusammengestellt, die fuldaabwärts bis Kassel schwammen. Der Soldat Jakob Almeroth schrieb 1849 aus Kassel an seine Eltern in Bebra, dass er seinen Brief den Flößern mitgeben wolle.
Abb.: Lage des Dielen-Angers (Holzmagazin) in der Rappelsgasse an der Werra zwischen Werrabrücke und dem Stauwehr der Mühle in Widdershausen (heute)
Die Ulfenmühle bestand bis Mitte des 19. Jahrhunderts, lag zwischen Breitenbach und Weiterode und wurde auch "Herrschaftliches Holz- und Dielenmagazin" genannt. 1718 gab es in Breitenbach den Tannen-Dielen-Flößer Eckhardt, 1760 den Herrschaftlichen Holz- und Dielen-Magazinverwalter und Spediteur Johann George Graf der fürs Flößen Abgaben zahlte.
 
Um diese Zeit gab es die Breitenbacher Flößer Henrich Hosfeld und Peter Wahl. Als Hosfeld verstorben war, kam aus Wernshausen, Kreis Schmalkalden, wo es eine Flößergilde gab, Johannes Pfaff, der 1778 die Breitenbacherin Angelica Hill heiratete.
 
Widdershausen lag damals an der Grenze gegen das sächsische Gebiet (Herzogtum Sachsen Weimar-Eisenach). Dieser binnendeutsche Nachbarstaat war Zollausland, und Hessen wachte eifersüchtig darüber, dass kein Floßgeld nach Sachsen ging, auch wurde nicht gerade gern gesehen, dass sich sächsische Grenzjäger Löhne in hessischen Orten verdienten.
Abb.: Der Dielen-Anger (Holzmagazin) in der Rappelsgasse in Widdershausen im Jahre 1769, hier wurde das Flößholz aus dem Thüringer Wald angelandet.
Die Verwaltung des Floßhafens – auch Holzlandeplatz, Holzmagazin genannt -, die Organisation der Abrechnung mit den Flößern, die Regelung der Abfuhr durch gedingte Fuhrleute lag ums Jahr 1752 in den Händen des Schullehrers und Wegemeisters (Spediteur) Justus Christian Eytzenrod (1717-1800) in Widdershausen.
Abb.: Zufahrt zur Rappelsgasse aus der Werrastraße im Jahre 2011
Durch Löhne und Gebühren scheint einiges Geld nach Widdershausen geflossen zu sein. Es ist aber nicht viel gewesen. In der Kataster-Vorbeschreibung von Widdershausen 1772, also 20 Jahre später, und dem Vergleich mit den Nachbarorten, ist jedenfalls kein besonderer Reichtum des Ortes festzustellen.
Abb.: Die Rappelsgasse an der Werra in Widdershausen im Jahre 2011
Jedoch scheint es so viel gewesen zu sein, dass die Einnahmen aus der Flößerei den Heringern in die Augen gestochen haben. Heringen bemüht sich im Jahre 1751 um die Verlegung des Holzmagazins von Widdershausen nach Heringen.
 
Im Jahre 1808 gibt es eine Beschwerde aller Anspänner zu Widdershausen wegen der nach Breitenbach zu leistenden Flößholzfuhren. 1808 gehörte Niederhessen zum Königreich Westfalen und deshalb mussten die Anspänner langwierige Kriegsfuhren zur Unterstützung der napoleonischen Feldzüge leisten. Die Beschwerde richtete sich gegen den geringen Fuhrlohn der Holztransporte und wurde eingereicht von dem Dorfschulzen Johann Conrad Schneider, dem Vorsteher Ruch und Johannes Christoph Trieschmann (1765-1838, Haus 19 in der Brückengasse, heute Parkplatz), Peter Schneider (1759-1809, im Haus 11 in der Gänsegasse), Johann Jacob Schefer (1756-1827 im Haus 54, Felsenstr. 55, Schorschens), Johann Schneider sen. (1756-1818 im Haus 10 in der Gänsegasse, Schulzen), Johann Conrad Schuchhard (1747-1826 im Haus 36 gegenüber Kirche, Bornstrasse 1), Johann Nicolaus Ruch (1770-1835 im Haus 32 an der Linde, Ruchens), Jacob Schefer jun., Martin Schefer (1752-1829, im Haus 38 auf dem Berge, Schmieds), Conrad Burkhard, Christian Dehnhard (1784-1815 im Haus 60 an der Kirche, Haas), Henrich Schneider sen. (1725-1812 im Haus 16 in der Brückengasse), Adam Volkenand (1787-1850 im Haus 46 auf dem Berge, Zinns), Hermann Schefer sen. (1766-1849 im Haus 3 in der Gänsegasse), Nicolaus Volkenand (1758-1814 im Haus Nr. 2 in der Gänsegasse), Conrad Ruch sen., Friedrich Zinn (1774-1827 im Haus 18 in der Brückengasse, Gardisten), Christoph Schneider und Schulmeister Martin Sippel (1782-1835 im Haus 13 an der Linde, Rüppels).
Abb.: Rundholztransport mit Pferdegespann und Leiterwagen
Jedoch scheint es so viel gewesen zu sein, dass die Einnahmen aus der Flößerei den Heringern in die Augen gestochen haben. Heringen bemüht sich im Jahre 1751 um die Verlegung des Holzmagazins von Widdershausen nach Heringen.
 
Im Jahre 1808 gibt es eine Beschwerde aller Anspänner zu Widdershausen wegen der nach Breitenbach zu leistenden Flößholzfuhren. 1808 gehörte Niederhessen zum Königreich Westfalen und deshalb mussten die Anspänner langwierige Kriegsfuhren zur Unterstützung der napoleonischen Feldzüge leisten. Die Beschwerde richtete sich gegen den geringen Fuhrlohn der Holztransporte und wurde eingereicht von dem Dorfschulzen Johann Conrad Schneider, dem Vorsteher Ruch und Johannes Christoph Trieschmann (1765-1838, Haus 19 in der Brückengasse, heute Parkplatz), Peter Schneider (1759-1809, im Haus 11 in der Gänsegasse), Johann Jacob Schefer (1756-1827 im Haus 54, Felsenstr. 55, Schorschens), Johann Schneider sen. (1756-1818 im Haus 10 in der Gänsegasse, Schulzen), Johann Conrad Schuchhard (1747-1826 im Haus 36 gegenüber Kirche, Bornstrasse 1), Johann Nicolaus Ruch (1770-1835 im Haus 32 an der Linde, Ruchens), Jacob Schefer jun., Martin Schefer (1752-1829, im Haus 38 auf dem Berge, Schmieds), Conrad Burkhard, Christian Dehnhard (1784-1815 im Haus 60 an der Kirche, Haas), Henrich Schneider sen. (1725-1812 im Haus 16 in der Brückengasse), Adam Volkenand (1787-1850 im Haus 46 auf dem Berge, Zinns), Hermann Schefer sen. (1766-1849 im Haus 3 in der Gänsegasse), Nicolaus Volkenand (1758-1814 im Haus Nr. 2 in der Gänsegasse), Conrad Ruch sen., Friedrich Zinn (1774-1827 im Haus 18 in der Brückengasse, Gardisten), Christoph Schneider und Schulmeister Martin Sippel (1782-1835 im Haus 13 an der Linde, Rüppels).
Abb.: Rundholz-Anlieferung auf dem Wasserweg und der Weitertransport mit Leiterwagen und Pferdegespann, Gemälde von Johann Friedrich Perlberg (1887), Wikipedia - public domain
Abb.: Holzanlieferung per Floß und der Weitertransport mit Pferdegespann, Gemälde von Joseph Puschkin, 1876; Wikipedia - public domain
1819 stellen die Werra-Müller zu Lengers, Heringen und Widdershausen ein Gesuch beim Amt Friedewald, um Entrichtung einer höheren Geldabgabe von den aus Sachsen-Meinigen kommenden Holzflößern.
Die großen Werraschleifen, die zahlreichen Untiefen und Furten, die Schafwäschen und Flachsrösten im Flußbett, die Mühlen mit ihren Wehren, scheinen die Flößerei nicht wesentlich gehemmt zu haben. Die Wassermühlen hatten in ihren Wehren sämtlich Floßgassen, die sogenannten Fachten, die in ihren Maßen mit der Berufsorganisation der Floßknechte, den Floß-Gewerken, abgestimmt waren. Für die Gewährung der Durchfahrt und die kurzfristige Störung des Mühlenganges entrichteten die Flößer dem Müller z.B. von einem Bretterfloß ein Brett.
Quellen:
  • Staatsarchiv Marburg, Transport der im Seulingswald gefällten Bäume für den Zivilbau zu Kassel, HStAM Bestand 40 a Rubr. 10 Nr. 691, Laufzeit: 1737
  • Staatsarchiv Marburg, Transport der bis Widdershausen gekommenen Dielenflöße nach Breidenbach an die Fulda, HStAM Bestand 40 a Rubr. 09 Nr. 216, Laufzeit: 1739
  • Staatsarchiv Marburg, Notwendiger Abtransport von Bauholz aus Widdershausen, HStAM Bestand 40 a Rubr. 51 Nr. 10, Alte Archivsignatur 40 d Rubr. 33, Laufzeit: 1750, 1752
  • Staatsarchiv Marburg, Dielenholzmagazin in Heringen, HStAM Bestand 40 a Rubr. 51 Nr. 17, Alte Archivsignatur 40 d Rubr. 33, Laufzeit: 1751
  • Staatsarchiv Marburg, Beschwerde der Anspänner zu Widdershausen wegen der nach Breitenbach zu leistenden Flösholzfuhren, Signatur: HStAM, 78 f, 21, Alte Archivsignatur: 23 c Friedewald Nr. 47, Laufzeit: 1808
  • Staatsarchiv Marburg, Kaution des Floßholzspediteurs Eitzeroth zu Widdershausen, HStAM Bestand 40 a Rubr. 36 Nr. 115, Laufzeit: 1815
  • Staatsarchiv Marburg, Zum Breitenbacher Holzmagazin zu transportierendes Flössholz, HStAM Bestand 54 k Nr. 60, Laufzeit: 1820-1844
  • Staatsarchiv Marburg, Gesuch der Werra-Müller zu Lengers, Heringen und Widdershausen um Entrichtung einer höheren Geldabgabe von den aus Sachsen-Meinigen kommenden Holz. Signatur: HStAM, 17 e, Lengers 1, Laufzeit: 1819-1848
  • Staatsarchiv Marburg, Ausbau der so genannten Flößholz-Transportstraße in der Provinz Niederhessen (pos. 25 des Straßen- und Brückenbauetats von 1837-1839), HStAM Bestand 16 Nr. 11280, Laufzeit: 1836-1849
  • Bruno Frießner, Wölfershausen, Flößerei auf der Werra vor 200 Jahren, Mein Heimatland, Zeitschrift für Geschichte, Volks- und Heimatkunde der Hersfelder Zeitung, 1951
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